Die Muskeln sind aber nicht nur für den Bewegungsablauf verantwortlich, sondern unterstützen gleichzeitig die Hals- und Brustwirbelsäule. Elastische Bänder steuern die Schultertätigkeit für einen taktreinen Ablauf.
Unter diesen Voraussetzungen muss der Sattel als wichtigstes Bindeglied zwischen Reiter und Pferd die optimale Sattellage ermöglichen.
Von 10 vorgestellten Sätteln weisen 9 Sättel genau diese Probleme auf, dass die Muskulatur das gesamte Gewicht (Fliehkraft) von Reiter und Sattel tragen muss. Zum Teil weit über die Muskulatur bis zu den 10 Atmungsrippen hinaus. Diese sind beweglich und können keine Last aufnehmen.
Meine Tätigkeit als Master Saddler ermöglicht nun, dass der gegebene Sattel so umgearbeitet werden kann, dass nur die ersten 8 tragenden Rippen das Gewicht aufnehmen können.
Bei einem Erstbesuch bei Pferd und Reiter wird von mir eine physiotherapeutische Analyse des Pferdes durchgeführt. Ich überprüfe die entscheidenden muskulären Voraussetzungen des Pferdes. Stelle ich entsprechende Befunde fest und die damit verbundenen Schwachstellen, muss die Ursache ermittelt werden. In der Regel ist der Sattel die Ursache. Das Pferd wird vermessen. Maße werden auf ein DIN-A3-Blatt übertragen, um diese dann für Arbeiten am Sattel in meiner Werkstatt heran zu ziehen. Gleichzeitig kann ich nun nach diesen Maßen den Sattel überprüfen.
Dies geschieht so:
Stelle ich nach dieser Überprüfung einen Schwachpunkt am Sattel fest, bespreche ich mit dem Reiter/ der Reiterin die weitere Vorgehensweise für die Änderung des Sattels. Da man in Deutschland ausschließlich synthetische Polstermaterialien vorfindet, z.T. französische Formkissen, erkläre ich die Polsterung nach den Maßvorgaben des Pferdes bei mir in der Werkstatt. Ich polstere die Kissen nach Zeichnung und Längenmaß durch geschichtete Schafswolle, butterweich, anpassungsfähig und puffernd. Durch die Länge der Faser der Schafswolle, bis zu 60 cm lang, kann ich nun die Rückenkurve des Pferdes genau polstern. Dabei wird berücksichtigt, dass die komplette Muskulatur keine Tragkraft haben darf und die Auflagefläche auf die ersten 8-10 Rippen gepolstert wird. Viele meiner Kunden haben genau diese Arbeit live in meiner Werkstatt wahrnehmen können und lernten gleichzeitig den Aufbau eines Sattels kennen. In der Werkstatt werden für die erforderliche Arbeit die Kissen vom Baum getrennt. In der Regel sind diese am Baum angenäht. Nun liegt mir das Kissen auf dem Arbeitsplatz vor. Zur Baumseite hin ist das Kissen ebenfalls vernäht. Viele Hersteller nähen die Kissen, bevor das Polstermaterial eingebracht wird, mit der Ledernähmaschine. Ich nähe ausschließlich mit Nadel und Faden per Hand. Habe ich nun auch die Kissen geöffnet, wird die gegebene synthetische Wolle entnommen und die neue Polsterung kann erfolgen. Zentimeter für Zentimeter wird nun die Schafswolle gepolstert. Nach jeweils ca. 10 cm werden die Kissen vernäht. Dieser Vorgang wiederholt sich bis zur Fertigstellung. Dann ruhen die Kissen für ca. 2 Tage und werden noch einmal überprüft für eventuelle leichte Nachpolsterungen, die dann über die gesetzten Polsterschlitze erfolgen. Anschließend werden die Kissen wieder an den Baum angenäht und der Sattel kann zum Kunden und Pferd ausgeliefert werden. Sollte eine Baumänderung erforderlich gewesen sein, so wurde diese Arbeit parallel zur Polsterung erledigt. Beim Kunden wird gesattelt, ½ Std. vorgeritten und dann am Pferd mit Reitergewicht die erforderliche Passform überprüft. Freier Trapez, keine Belastung auf dem Rückenstrecker, Schwerpunkt und Balance des Reiters, keine Wippe des Sattels und korrekt verlaufene Gurtstrupfen. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, bin ich mit meiner Arbeit sehr zufrieden und somit Pferd und Reiter. Den Sattel sehe ich dann in ca. 12 – 14 Wochen zur erforderlichen Nachpolsterung wieder, da sich die Kissen leicht gesetzt haben. Danach ist einmal im Jahr die Überprüfung wichtig.